Blick ins Zertifikatsprogramm: Die Kölner Diplom-Kauffrau und Internet-Marktplatzbesitzerin Annette Husmann berichtet

Annette-Husmann-Querformat

Annette Husmann hat langjährige Berufserfahrung in den Bereichen Marketing und Projektmanagement. 2012 gründete die Diplom-Kauffrau den Online-Marktplatz Greenpicks und machte damit ihre Herzensanliegen rund um Bio/Öko/Nachhaltigkeit zum beruflichen Standbein.

Frau Husmann, Sie nehmen seit März 2015 am Zertifikatsprogramm Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde teil. Was hat Sie persönlich dazu bewogen, sich für diese anderthalbjährige berufliche Weiterbildung an einer von Ihrem Wohnort ca. 600km weit entfernt liegenden Hochschule zu entscheiden?

Ich war auf der Suche nach der Möglichkeit, mir berufsbegleitend fundiertes Wissen zum Thema Nachhaltigkeit anzueignen, das sich in der beruflichen Praxis anwenden lässt. Beim Vergleich verschiedener Studienangebote stellte sich das Zertifikatsprogramm innerhalb des Masterstudiengangs Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement als für mich am sinnvollsten dar. Zudem habe ich seit vielen Jahren eine hohe Affinität zu Berlin und Umgebung und freue mich, wenn ich für die Präsenzphasen nach Eberswalde kommen darf.

Bisher konnten Sie bereits die Module M1 Kartierung von Nachhaltigkeit und M2 Nachhaltigkeitspositionierung in der beruflichen Praxis erfolgreich abschließen und haben Einblicke in die Module M4 Entwicklung und M5 Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie erhalten. Haben sich Ihre Erwartungen an die Weiterbildung bisher erfüllt?

Meine Erwartungen haben sich bisher mehr als erfüllt. Mein Wissen hat sich deutlich erweitert, das war meine Grunderwartung. Darüber hinaus sind mir innerhalb der komplexen Nachhaltigkeitsthematik neue Perspektiven bewusst geworden, die für mich vorher nicht unbedingt erkennbar waren. Es ist auch sehr spannend zu beobachten, wie die einzelnen Lernschritte sich emotional auf einen auswirken. Neben dem reinen Faktenwissen durchläuft man verschiedene Phasen von völliger Desillusionierung hin zu einem „Jetzt erst recht!“.

Wie erleben Sie die Vereinbarkeit von Beruf und Weiterqualifizierung?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Weiterqualifizierung stellen für mich durchaus eine Herausforderung dar. Während des ersten Semesters war ich streckenweise beruflich sehr eingespannt, so dass ich nicht immer alle Etappen so gründlich erarbeiten konnte, wie ich gewollt hätte. Dies musste ich dann zum Semesterende wieder aufholen. Jetzt im zweiten Semester gehe ich es gleichmäßiger an, das nehme ich als sehr positiv wahr.


Als Betreiberin der Upcycling-Internetplattform www.greenpicks.de sind Sie doch in gewisser Weise Expertin für die Umsetzung praktisch gelebter Nachhaltigkeit. Gibt es ganz konkrete Erkenntnisse aus dem Studium in Eberswalde, die Sie in Ihre Berufspraxis bzw. in Ihren privaten Alltag integrieren konnten?

Grundidee des Internet-Marktplatzes Greenpicks ist die Förderung nachhaltigen Konsums. Hier habe ich konkret noch einmal überlegt, inwieweit das derzeitige Produktangebot auf www.greenpicks.de hiermit zusammen passt. Man bewegt sich in dem Spannungsfeld zwischen einerseits der Frage, was man als Verbraucher wirklich braucht und sinnvollerweise kauft. Also im Sinne von bewusstem oder strategischem Konsum. Hier fließen auch Überlegungen aus der Postwachstums- und Minimalismusdebatte mit ein. Und andererseits der Vision, Endverbrauchern Möglichkeiten aufzeigen, konventionell hergestellte Produkte durch eine nachhaltige Alternative zu ersetzen bzw. direkt die nachhaltige Alternative zu wählen.
Daraus ergibt sich die Herausforderung, das Produktangebot immer mehr in Richtung „sinnvolle Produkte“ zu lenken. Nicht alles, was nachhaltig hergestellt wird, ist unbedingt vonnöten und sollte meines Erachtens auch nicht zwingend konsumiert werden. Es ist eine Gratwanderung, die es im Sinne des Widersspruchsmanagements zukünftig gut auszubalancieren gilt.

In meinem privaten Alltag hat das Studium dazu beigetragen, dass ich mich bei kleineren Themen des nachhaltigen Lebensstils ein wenig entspanne. Die globalen Probleme sind so übermächtig und von mir als Privatperson nicht zu beeinflussen, dass ich mir Kompromisse verzeihe, bei denen ich vor Beginn des Studiums durchaus gehadert habe.

Und zu guter Letzt: was bedeutet Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement für Sie persönlich zum aktuellen Zeitpunkt?

Für mich bedeutet das im ersten Schritt die ernstgemeinte und ganzheitliche Auseinandersetzung innerhalb einer Organisation (Unternehmen, NGO, Kommune etc.) mit dem Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf interne und externe Tätigkeitsfelder und Stakeholder. Daraus folgen in weiteren Schritten das Formulieren einer Nachhaltigkeitspositionierung und die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie. Daran schließen sich die Umsetzung und das Management dieser Nachhaltigkeitsstrategie an. All diese Schritte begleitet und gestaltet der/die Nachhaltigkeitsmanager*in in Zusammenarbeit mit allen erforderlichen Beteiligten.

Annette Husmann hat langjährige Berufserfahrung in den Bereichen Marketing und Projektmanagement. 2012 gründete die Diplom-Kauffrau den Online-Marktplatz Greenpicks und machte damit ihre Herzensanliegen rund um Bio/Öko/Nachhaltigkeit zum beruflichen Standbein. 

Das Interview führte Britta Kunze

Weitere Einblicke in unser berufsbegleitendes Weiterbildungsangebot finden Sie hier:

Blick in die Zertifikatskurse: Nachhaltigkeitswissenschaftlerin Birte Kahmann berichtet

Blick ins Studium: Masterstudent Christoph Göttert berichtet aus seinem Nachhaltigkeitsprojekt

Blick ins Studium: Kirsten Heininger, Inhaberin einer Übersetzungsagentur mit dem Schwerpunkt im Bereich Erneuerbare Energien berichtet

Blick ins Studium: Betriebswirt Benjamin Gnahs berichtet von seinem ersten Semester im Teilzeitmaster

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