- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Tipping Points zum Guten – Warum wir nicht mehr vom Klimaschutz reden sollten
15. Juni 2023 @ 19:00
Warum kommen wir beim Klima-Thema nicht so recht voran? Wieso interessieren sich immer noch viel zu wenige Menschen für einen nachhaltigen Lebensstil? Michael Adler war 20 Jahre Chefredakteur des Mitgliedermagazins des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und ist heute Kommunikationsberater. Aus dieser Perspektive stellt er in seinem Buch „Klimaschutz ist Menschenschutz“ fest: Die weltweite Umweltbewegung habe ihr Ziel nicht erreicht, sondern „blieb eben doch weitgehend in ihrer engagierten Nische“. Und der Grund dafür? Dysfunktionale Kommunikation!
Die Medien ebenso wie die NGOs verbreiten nach Ansicht von Michael Adler zu viele, zu abstrakte und zu negative Informationen. Deshalb hören viele gar nicht zu oder gehen auf Abwehr: „Die wissenschaftliche Zahlengeschichte lässt uns schnell abschalten, und die Katastrophenstory lässt uns Distanz suchen. Dennoch transportieren 80 Prozent aller Medienberichte über das Klimathema die Katastrophenbotschaft.“ Der Autor beschränkt sich aber nicht auf die Kritik, sondern er gibt Hinweise auf eine erfolgreichere, motivierendere und emotionalere Form der „Nachhaltigkeitskommunikation“ und versucht am Ende gar, dem deutschen Bundeskanzler eine adäquate moonlanding speech aufzusetzen.
So rät er uns z.B. auf den Ausdruck „Klima-“ oder „Erderwärmung“ zu verzichten, denn wie auch die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling feststellt, kommt dieser Begriff einer Glückspille gleich: „Die Wortwahl könnte kaum verhängnisvoller sein: ‚Wärme‘ ist ein durchgehend positiv besetztes Konzept. Wenn uns warm ist, dann geht es uns gut.“ Adler switcht deshalb auf die Begriffe „Erderhitzung“, „globale Erhitzung“, „Klimaerhitzung“ oder „kommende Heißzeit“. Denn: „Hitze mag keiner, und dauerhafte Hitze strahlt auch ein deutlich höheres Bedrohungspotenzial aus als ‚Wandel‘ oder ‚Erwärmung‘.“
Konsequent sollten wir auch auf verneinende Kommunikation verzichten, weil das, was verneint wird, dennoch als Vorstellung im Gehirn präsent ist. Adler schreibt: „Verneinung funktioniert auch dann nicht, wenn wir mit der Abwesenheit einer bestimmten Sache eine positive Vision zeichnen wollen. Wer beispielsweise die Idee einer autofreien Stadt vertreten will, sollte das Wort ‚autofrei‘ meiden. Ebenso sollten Sie nicht aktivistisch fordern: ‚Autos müssen raus aus der Stadt!‘ Weil wir sofort an Autos denken.“
In seinem Buch skizziert der Autor ein alternatives „Framing“ für das Reden über Klima und Umwelt, von dem er erwartet, dass es sogar auch ein eher klimaskeptisches Publikum erreicht, das sich vom „täglichen Weltuntergang“ nicht beunruhigen lässt. Die viel beschworenen Tipping Points nutzt Adler deshalb nicht für aufrüttelnde Angstmache, sondern im Glauben daran, „dass wir die Kurve noch kriegen“. Es geht ihm sozusagen um die Tipping Points zum Guten.
Wir empfehlen Ihnen: Melden Sie sich rechtzeitig an! Wir haben nur eine begrenzte Platzanzahl.
Hier gibt es weitere Informationen.