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Mit der Energiewende in den grünen Neokapitalismus – Eine Kritik der Technoökologie
28. Februar 2023 @ 19:00
Die Energiewende wird heute allenthalben als der Ausweg aus der ökologischen Krise verstanden. Aber zunehmend wird Kritik an dieser „technoökologischen“ Lösungsidee laut. Der Sozialphilosoph Wigbert Tocha fasst in seinem Buch „Grüne Gier“ diese Kritik zusammen und skizziert eine Alternative.
Aus Tochas wachstumskritischer Sicht sind sogar Atomenergie und erneuerbare Energien gar keine Gegensätze. Beide Technologien hätten gemeinsam, dass sie „den Traum von der unbegrenzt zur Verfügung stehenden Energie und damit den Traum vom unbegrenzten Wachstum“ befeuern. „Nicht nur mit der Atomkraft werden Antworten im Sinne eines technizistischen Musters gegeben, sondern auch die Erneuerbaren bewegen sich in diesem Rahmen“, stellt er fest. Tocha verweist darauf, dass rein faktisch „der Energiebedarf einer auf Wachstum gepolten Industriegesellschaft … nicht mit angeblich unendlich zur Verfügung stehenden erneuerbaren Energien gedeckt werden“ könne, denn allein der Bedarf an Endenergie in Deutschland betrage 2.500 Terawattstunden (TWh); es stünde hierzulande nach Berechnungen jedoch nur ein Potenzial an erneuerbaren Energien von 700 TWh zur Verfügung.
Weder werde es möglich sein, die Windkraft in dem geplanten Maß auszubauen noch die Industrie auf „grünen“ Wasserstoff umzustellen, ohne hart an die Grenzen des Wachstums zu stoßen. Die Idee, dass es möglich sei, mit Innovationen den Ressourcenverbrauch vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln, sei ein Irrglaube, der darauf basiere, dass wir einem technizistischen Denkmuster und einer absoluten Wachstumslogik anhängen. Wobei Tocha diesen Irrglauben soziologisch vor allem in den urbanen, ökoliberalen Milieus verankert sieht und den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck als prominenten Zeugen zitiert („Wenn wir auf die Idee des Wachstums verzichten, verzichten wir auf Fortschritt“).
Als Ausweg erscheint Tocha die „Abrüstung der Industriegesellschaft“, worunter er die Entwicklung von Regionalökonomien versteht, die auf einer „Bedarfswirtschaft“ basiert. Diese alternative Ökonomie „ist kommunitär ausgerichtet, das heißt am Versorgungsbedarf eines Gemeinwesens – eines Landes oder einer Region –, das als demokratischer Staat verfasst ist. Der Mechanismus der Konkurrenz miteinander ringender Kapitale ist außer Kraft gesetzt.“ Dass es bereits jetzt parallelwirtschaftliche Kreislaufe und subkulturelle Praktiken der Subsistenzwirtschaft in unserer Gesellschaft gibt, reiche nicht aus, vielmehr müsse die alternative Ökonomie zur bestimmenden Wirtschaftsform werden.
Beim Autorenabend wird Wigbert Tocha den Weg dorthin aufzeigen und uns auf seine „Suche nach dem guten Leben“ mitnehmen.
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