Cradle to Cradle – Lang lebe der Kreislauf!
Eine Welt ohne Abfall, eine Welt der geschlossenen Kreisläufe…Das klingt wie eine viel zu optimistische Zukunftsutopie? Mag sein, doch die Menschen der C2C NGO wollen den Grundstein dieser Utopie schon im Hier und Jetzt legen.
Die Idee
Jetzt aber von vorn, was ist Cradle to Cradle? Dieses Konzept, auch C2C abgekürzt, bedeutet übersetzt „von der Wiege zur Wiege“. Diesem Ansatz nach sollen alle vom Menschen produzierten Produkte nach ihrer Benutzung wieder in einen Kreislauf gelangen und als Ausgangsrohstoff für neue Produkte genutzt werden. Es geht primär darum, Ressourcen effektiv zu nutzen und damit Ressourcenverschwendung zu beenden. Nach der Nutzung sollen alle Bestandteile von C2C Produkten wieder in einen biologischen oder technischen Kreislauf zurückgeführt werden, um im Umlauf zu bleiben. Der biologische Kreislauf findet vor allem Anwendung bei nachwachsenden und kompostierbaren Rohstoffen, wie z.B. Fasern für die Herstellung von Textilien oder Holz für den Bau. Im technischen Kreislauf werden Materialien verwendet, sodass sie den Produkten wieder entnommen werden und in anderen Gütern verbaut werden können. Beide Kreisläufe können sich überschneiden.
C2C NGO
2012 von Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen in Deutschland gegründet, hat die C2C NGO ihren heutigen Sitz in eigens nach C2C Standards sanierten Räumen in einem Plattenbau in Berlin. 20 Mitarbeiter*innen und über 800 Freiwillige in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten an der Verbreitung der C2C Idee, knüpfen Netzwerke, bilden weiter und zeigen in ihrem C2C LAB in Berlin, wie kreislaufgerechtes Bauen und kreislauffähige Produkte schon heute aussehen können. Der von ihnen organisierte Congress ist die weltweit größte C2C-Plattform: Über 1.000 Teilnehmende aus der C2C- und Circular Economy- Community treffen hier jährlich auf zentrale Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Foren, Vorträge und Workshops bieten Raum für Austausch und Vernetzung. Die digitale Akademie ist ein regelmäßiges Format, organisiert von und mit den ehrenamtlich Aktiven, das für alle Interessierten offen ist.
Ärger im Nachhaltigkeits-Paradies?
Als kritikwürdig an der Umsetzung der C2C Idee könnte scheinen, dass manche Unternehmen nur ein einzelnes Aushängeprodukt C2C zertifizieren lassen um damit ihr ökologisches Image zu verbessern. Lässt ein Unternehmen seine Produkte jedoch C2C zertifizieren, verpflichtet es sich seine gesamte Produktion ständig weiterzuentwickeln. Die Zertifizierung wird vom Products Innovation Institute in den USA vorgenommen und umfasst folgende Kriterien: Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, Nutzung erneuerbarer Energien, Kreislaufführung von Wasser und Einhaltung sozialer Standards. Auch gibt es schon einige Unternehmen, deren Sortiment schon fast komplett auf C2C umgestellt ist, wie z.B. den Teppichhersteller Tarkett: 98 % der genutzten Rohstoffe werden nach Cradle to Cradle-Kriterien bewertet. Aber auch die fehlende Abgrenzung zum unbegrenzten Wirtschaftswachstum wird kritisiert: Die effektive Ressourcenallokation setzt nicht voraus, dass sich Unternehmen und Verbraucher*innen verpflichtet fühlen, generell weniger zu produzieren oder zu konsumieren. Auch die Frage nach der Herkunft und Menge der benötigten Energie, sei es für die Herstellung, den Transport oder den Recyclingprozess, wird oft im Zusammenhang mit C2C gestellt. Die C2C NGO erklärt, dass die Nutzung ausschließlich erneuerbarer Energien in Produktion und Transport einen Kernpunkt des Prinzips darstellt. Doch auch dabei dürfe kein Sondermüll entstehen – auch Photovoltaikanlagen oder Windräder müssen kreislauffähig hergestellt sein. Ob es sich letztlich um eine elegante Greenwashing-Strategie handelt oder um eine Idee mit Nachahmungs- und Zukunftspotenzial, darüber entscheidet wohl vor allem das Mindset der Anwender*innen. Und genau daran arbeitet die C2C NGO durch ihre Bildungs- und Vernetzungsarbeit.
C2C und SNM
Wenn Sie sich weiter mit der C2C-Idee auseinandersetzen wollen, können Sie das auch innerhalb des Studienganges Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement tun. Im Modul 5 (Managementkonzepte für Nachhaltigkeitsstrategien) beschäftigen wir uns z.B. mit Controllinginstrumenten wie dem supply chain management, impact assessment und der balanced scorecard. Das Management von Widersprüchen, die angesichts der Vielfalt und Komplexität von Nachhaltigkeitszielen auftreten können, wird in Modul 4 beleuchtet.