Filme für die Erde – der nachhaltige Filmtipp im Oktober: Sweatshop
Die drei norwegischen Modeblogger Frida, Anniken und Ludvig sitzen in einer Kleiderfabrik in Kambodscha und nähen. Sie tauchen ein in den Alltag kambodschanischer Näherinnen und Näher und erfahren den wahren Preis der Mode, die sie so sehr lieben. Der Film «Sweatshop: Deadly Fashion» dokumentiert, wie es ihnen dabei ergeht und wie diese Erfahrung ihr Leben verändert.
Ein Jahr lang arbeiten um sich eine neue Jacke leisten zu können? In Kambodscha ganz normal. Dort arbeiten die Näherinnen und Näher zwölf Stunden und mehr pro Tag, sieben Tage die Woche. Sie haben keine Pausen, kennen Ferien und bezahlte Krankheitstage nur vom Hörensagen und sind konstant schlecht ernährt und übermüdet. Der Lohn: etwa drei Dollar pro Tag.
Die norwegische Zeitung Aftenposten hat die drei jungen Modeblogger nach Kambodscha geschickt, damit sie die Produktionsbedingungen der Kleider kennenlernen, die sie in Norwegen kaufen. Dass sie das an ihre physischen und psychischen Grenzen bringen wird, ahnen sie nicht.
Realitätstest in Kambodscha
Vor der Abreise nimmt sich Frida vor, die Näherinnen zu fragen, wo sie sich in den nächsten Jahren sehen. Als sei deren Arbeit bloß eine Zwischenstation auf dem Weg zu einem besseren Leben und keine Sackgasse ohne Ausweg. Ihren Irrtum wird sie schon bald am eigenen Leib erfahren, als sie, Anniken und Ludvig den Alltag einer kambodschanischen Näherin bewältigen müssen: In einer winzigen Wohnung leben, mit sehr wenig Geld und Essen auskommen und unter unmenschlichen Bedingungen nähen, nähen und noch mehr nähen. Bis zur Erschöpfung.
Nicht nur der Alltag überfordert die drei komplett, sondern auch die Menschen und Schicksale, die sie kennenlernen. Eine Näherin erzählt, dass sie seit 14 Jahren jeden Tag die immer gleiche Schulternaht näht. Ambitionen haben in so einem Leben keinen Platz, denn nur schon die Forderung der Näherinnen und Näher nach einem Monatslohn von 160 Dollar, um wenigstens für sich selber gerade genug zum Leben zu haben, wird bei Demonstrationen brutal niedergeschlagen.
Fremdschämen wandelt sich in Bewunderung
Ob die drei sich auf das Projekt eingelassen hätten, wenn sie gewusst hätten, was sie erwartet? Wahrscheinlich nicht, aber darin liegt die Stärke dieses Films. Denn wie sie von ihren naiven Gedanken eingeholt werden und lernen, wie die Modeindustrie funktioniert und wie sie zu Aktivisten werden, ist sehr, sehr mutig. Sie begnügen sich nicht damit, die Missstände zu dokumentieren. Sie fordern die Konzerne wie H&M auf, Verantwortung zu übernehmen für ihre Mitarbeitenden und kämpfen zusammen mit den Aktivistinnen und Aktivisten für gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.
Dieser Film sowie weitere Filme zu diesem Thema sind auf der Filmseite Multinationale Wirtschaft & Fairtrade aufgelistet.
Der monatliche Filmtipp wird von Filme für die Erde präsentiert. www.FILMEfürdieERDE.org ist die weltweit grösste Website zu Film und Nachhaltigkeit, mit über 100 Filmen, die direkt online angeschaut werden können.