- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Nachhaltiger Wohlstand ist möglich – Was können wir dafür tun?
27. April 2023 @ 19:00
Gustav Bergmann ist Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Siegen, aber er stellt seiner Profession kein gutes Zeugnis aus. In seinem jüngsten Buch schreibt er: „Bei den Wirtschaftswissenschaften handelt es sich in großen Teilen bis heute um eine religiös anmutende Gemeinschaft mit Riten, Hohepriestern und Weihestätten, aber insbesondere religiös verklärten, sakrosankten Konstrukten: Markt unser, geheiligt sei dein Name. Die Betriebswirtschaftslehre scheint in weiten Teilen ohne Selbstreflexion und normativ-ethischen Rahmen auszukommen und es wird sich auf Gewinnoptimierung konzentriert. Die Volkswirtschaftslehre fokussiert sich einseitig auf ein marktgläubiges Programm mit ideologischen Setzungen.“
Die Ökonomie als Wissenschaft stellt so ein bloßes Spiegelbild der Ökonomie als gesellschaftlicher Realität dar. Einer Realität, die wegen ihrer ausbeuterischen und zerstörerischen Folgen kurz vor dem Kollaps stehe. Bergmann ist sicher: „Unsere gesamte Konsum- und Industrie-Kultur gelangt an ihr Ende.“ Er belegt dies vielfältig mit den sozialen Erschöpfungserscheinungen und ökologischen Folgen unseres westlichen Lebensstils. Wir, die „Happy Few“ dieses Planeten, hätten „das menschliche Maß verloren und denken und handeln im Paradigma der Ansprüche. Was wir für unsere Rechte halten, erscheint im globalen Maßstab als gewissenlose Ausbeutung. Wir, die wenigen Wohlstandsmenschen auf diesem Planeten, leben eine Version von Wohlstand, die nur auf Kosten der Mitwelt funktioniert. Jedes zehnte Kind weltweit muss arbeiten, und zwar unter ausbeuterischen Verhältnissen.“
Als Wirtschaftswissenschaftler weiß Bergmann natürlich auch um die systembedingten Zwänge, die diese Art unseres Produzierens und Konsumierens aufrechterhalten: „Nicht einzelne Menschen verhalten sich falsch, kaufen zu viel oder investieren in das Falsche, sondern die Kapitallogik erfordert die Steigerung der Produktion und die Ausbeutung der Mitwelt. Deshalb sind strukturelle Veränderungen am Ökonomiesystem notwendig.“ Dennoch stimmt er nicht in den Chor derer ein, die die Bürgerinnen und Bürger als machtlos und ohne Handlungsspielraum betrachten. Seine „Radikale Zuversicht“, so der Titel seines Buches, bezieht er aus der Überzeugung, dass wir „nicht alles auf systemische und strukturelle Verhältnisse zurückführen (können), denn dann geraten wir in den Bereich der organisierten Verantwortungslosigkeit“. Das Ziel seines Buches besteht vielmehr darin, aufzuzeigen, welche Schritte wir alle in Richtung auf einen nachhaltigen Wohlstand in einer „demokratischen Mitweltökonomie“ tun könnten.
Zu diesem Zweck benennt Bergmann sechs Handlungsräume, in denen wir aktiv werden können, um der Vision von „Gustonien“ näherzukommen, „wo die Märkte und das Privateigentum begrenzt“ sind und „es mehr Muße und Eigenzeit“ gibt, „weil aus Angst Glück wird“. In Bergmanns utopischer Gesellschaft gibt es „weniger entfremdete und mühselige Arbeit, die Menschen wenden sich einander zu, statt sich im Statusdenken und der erbarmungslosen Konkurrenz gegenseitig das Leben schwer zu machen“.
Wir empfehlen Ihnen: Melden Sie sich rechtzeitig an! Wir haben nur eine begrenzte Platzanzahl.
Hier geht es zur Veranstaltungswebsite.