Filme für die Erde – Der nachhaltige Filmtipp im Mai: Das System Milch
Wem kommt das idyllische Bild einer grünen, alpinen Landschaft mit Weidekühen nicht bekannt vor? Wer kennt nicht die kraftvolle Idee, dass Milch gesund und natürlich ist, und Wachstum fördert? «Das System Milch», von Andreas Pichler, legt die komplexe Realität der globalen Milchindustrie und die Beziehungen zwischen Mensch, Milch und Markt in sehr eindrucksvoller, faktischer und nachdenklicher Weise dar.
Der Film zeigt, wie unterschiedlich Milchkühe gehalten werden können: auf einem Biohof in Süd-Tirol; im modernen Familienbetrieb in Süddeutschland, wo die Gülle mehr Gewinn bringt als die Milch; bis hin zum automatisierten Großbetrieb in Dänemark, wo Milch so günstig wie möglich produziert werden muss.
Von China bis nach Afrika
Pichler stellt aber auch ein Spektrum von Stimmen vor – aus der Wissenschaft, der Industrie und der Politik – um das Geschäft mit der Milch zu verstehen und in Frage zu stellen. Der Film reist nach China, wo Milch in modernsten industriellen Komplexen produziert wird, und zu einem modischen westlichen Konsumartikel geworden ist. Und er reist nach Senegal in Afrika, wo Massen an billigen Milchprodukten – zumeist in Pulverform – importiert werden, um den Aufstieg des Milchkonsums zu erhöhen. Demzufolge werden aber die lokalen Bauern/Bäuerinnen keinen fairen Preis für ihre frische Milch bekommen, und in die Stadt flüchten müssen. Dazu kommt der hohe Energiebedarf der Leistungstiere. Damit eine Kuh hohe Milchleistungen erbringen kann, erhält sie Kraftfutter z.B. aus Soja, das vor allem aus Südamerika importiert wird. Für den Anbau werden dort Regenwälder und Savannen abgeholzt.
Und was sind die Konsequenzen für die Kühe?
Sie werden überzüchtet und im industriellen Maßstab mit Soja gefüttert, um billig Milch zu produzieren. Sie werden immer wieder besamt um die Produktion von Milch in Übermengen zu garantieren. Durchschnittlich werden die Tiere im Alter von fünf Jahren geschlachtet, obwohl sie 25 Jahre alt werden können. Kühe sind also die Ressourcen und die Opfer einer kapitalistischen Marktwirtschaft, die nach maximalem Profit strebt.
Wäre ein Paradigmenwechsel im Milchmarkt in Europa möglich?
Als Lebensmittel hat Milch den Menschen ermöglicht in einem kalten Klima zu leben, ist aber heutzutage nicht per se gesund. Darüber hinaus belastet die intensive Hochleistungstierhaltung die Umwelt und ist von teuren Subventionen abhängig. Pro Liter Milch entstehen in der intensiven Landwirtschaft etwa drei Liter Gülle. Es gibt aber Alternativen. Als Vorbild erleben wir den kleinen, lokalen, vielfältigen und fast autarken Biomilchhof mit Käserei des Südtiroler Landwirts – der ökologisch und ökonomisch nachhaltig wirtschaftet.
Dieser Film sowie weitere Filme zu diesem Thema sind auf der Filmseite Essen Global aufgelistet. Die DVD des Films ist hier erhältlich.
Der monatliche Filmtipp wird von Filme für die Erde präsentiert. www.FILMEfürdieERDE.org ist die weltweit größte Website zu Film und Nachhaltigkeit, mit über 100 Filmen, die direkt online angeschaut werden können.