„Essen ist politisch!“ – Deutschland is(s)t es auch!
Gemeinsam für eine bäuerlich-ökologischere Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung, für Klimagerechtigkeit, fairen Handel und gutes Essen!
Am 19. Januar 2019 fand die 9. Wir haben es satt!-Demo am Brandenburger Tor in Berlin statt. Unter dem Motto „Essen ist politisch“ haben sich rund 35.000 Bürger*innen engagiert und im Hinblick auf die internationalen Agrarministerkonfererenz demonstriert.
Gutes Essen, eine klimagerechte Landwirtschaft und der Erhalt der Bauernhöfe – das steht gerade auf dem Spiel. 2019 entscheidet die Bundesregierung bei der EU-Agrarreform (GAP) maßgeblich mit, welche Landwirtschaft die EU Jahr für Jahr mit 60 Milliarden Euro unterstützt. Aktuell gilt: Wer viel Land besitzt, bekommt viel Geld. Schluss mit den Steuermilliarden an die Agrarindustrie! Der Umbau zu einer bäuerlichen und ökologischeren Landwirtschaft kann nicht mehr warten.
Bei den Verhandlungen in Brüssel muss sich die Bundesregierung an die Seite der Bäuer*innen stellen, die Tiere artgerecht halten, insektenfreundliche Landschaften schaffen und gutes Essen herstellen. Dafür trommelten wir – die bunte, vielfältige und lautstarke Bewegung – mit unseren Töpfen Alarm für die Agrarwende!
Zur Auftaktkundgebung auf der Bühne hinter dem Brandenburger Tor, waren die Vorzeige Gesichter der großen bekannten sozialen Organisationen aus der Lebensmittelbranche geladen. Unter anderen appellierte Sabine Werth von der Berliner Tafel für die Bedeutung hochwertiger und gesunder Lebensmittel, während die Slow Food Bewegung dazu durch mehr Genuss die Vielfältigkeit und Artenvielfalt bewahren möchte. Allesamt ziehen wir dabei an einem gemeinsamen Strang:
Für eine klimagerechte Landwirtschaft und gutes Essen!
Das Dürrejahr 2018 hat gezeigt: So geht es nicht weiter! Wir reihen uns ein in die globale Bewegung für Klimagerechtigkeit und fordern konsequenten Klimaschutz. Denn wir brauchen noch mehr bäuerliche Betriebe, die regionale und saisonale Lebensmittel erzeugen und mit lebendigen Böden helfen, das Klima zu schützen. EU-Agrargelder nur noch für umwelt- und klimaschonende Landwirtschaft!
Für viele bäuerliche Betriebe …
Wir haben Respekt für die harte Arbeit, die Bäuer*innen jeden Tag leisten. Doch die Politik lässt die Höfe im Stich. Über 100.000 Betriebe mussten bei uns in den letzten 10 Jahren dichtmachen. Gleichzeitig reißen sich außerlandwirtschaftliche Investor*innen mit EU-Subventionen immer mehr Land unter den Nagel. Die fatalen Folgen: Höfesterben und Monokulturen, Glyphosat und Artenschwund, Megaställe und Antibiotikaresistenzen. Stoppt die Subventionen an Agrarwüsten, Tierfabriken und Großgrundbesitz!
… und ein solidarisches Europa!
In vielen europäischen Schlachthöfen und Treibhausplantagen herrschen unwürdige Arbeitsbedingungen, damit Discounter und die Exportindustrie mit Dumpingpreisen immer größere Profite machen können. Im globalen Süden zwingt die EU vielen Staaten Freihandelsverträge auf und ruiniert mit Billigexporten dann Millionen Kleinbäuer*innen. Für uns ist klar: In einem solidarischen Europa sind gerechter Handel, Menschen- und Bauernrechte nicht verhandelbar!
Essen ist politisch!
Auf dem Land und in der Stadt zeigen wir gemeinsam, dass es anders und besser geht. Immer mehr Bäuer*innen ackern ohne Glyphosat, halten ihre Tiere artgerecht und füttern gentechnikfrei. Immer mehr Menschen machen Foodsharing, sind Teil einer Solidarischen Landwirtschaft und entscheiden sich an der Ladentheke für gutes, handwerklich erzeugtes Essen aus der Region. Wir schauen über den Tellerrand und treten gemeinsam ein für die globale Agrar- und Ernährungswende und für ein Europa ohne Ausgrenzung und Rassismus!
Wir haben die unerträgliche Klientelpolitik satt!
Agrarministerin Julia Klöckner darf sich nicht länger vor den Karren der Agrarlobby spannen lassen. Bei der EU-Agrarreform muss sie der Agrarindustrie endlich den Geldhahn zudrehen und eine Politik für Menschen, Tiere und Umwelt machen!
Wir fordern: Schluss mit dem Gießkannen-Prinzip!
- Subventionen nur noch für umwelt- und klimaschonende Landwirtschaft!
- Öffentliche Gelder nur noch für artgerechte Tierhaltung!
- Mehr Unterstützung für kleine und mittlere Betriebe, die gute Lebensmittel für uns alle erzeugen!
Statt Bienen konnten die Demonstrierenden im Hintergrund das Summen von über 170 Traktoren von Landwirten aus ganz Deutschland wahrnehmen. Von überall sind sie gekommen, damit wir zusammen etwas bewegen.
Wenn sich bei der weltgrößten Agrarmesse „Grüne Woche“ und dem Agrarministergipfel alles um die Zukunft von Essen und Landwirtschaft dreht, fordern wir gemeinsam den Umbau der Landwirtschaft: Wir haben Agrarindustrie satt – Essen ist politisch!
Weitere Informationen zu den Hintergründen und Inhalten der Forderungen finden Sie auf der Homepage der Veranstalter.