Nachhaltige digitale Infrastruktur: Nicole Wolf und das Kartoffelkombinat zeigen wie’s geht
Das Nachhaltigkeitsprojekt (Modul 3) ist ein wichtiger Baustein im Weiterbildungsangebot des strategischen Nachhaltigkeitsmanagements. Sich über 1 ½ Jahre erstreckend, erlaubt es den Studierenden nicht nur, das in den anderen Modulen vermittelte Wissen anzuwenden und zu testen. Es birgt auch die Möglichkeit, sich gemeinsam mit einem Praxispartner – sei es die eigene Organisation oder eine andere – weiter zu entwickeln und so neue Gestaltungskompetenzen zu erlangen. Oft werden wir gefragt wie ein solches Praxisprojekt aussehen könnte. Wir stellen deswegen einige Studierende mit ihren Ideen vor, die sich im aktuellen Jahrgang in der Umsetzungsphase befinden.
„Nachhaltiger digital im Kartoffelkombinat“: Wie kann Nachhaltigkeit auch im Bereich digitaler Infrastruktur in einem genossenschaftlichen Betrieb mitgedacht und umgesetzt werden?
Darüber hat sich Nicole Wolf aus der Nähe von München im Rahmen des Moduls Gedanken gemacht. Mit dem genossenschaftlich organisierten Kartoffelkombinat, das für München regionalen, saisonalen und biologischen Gemüseanbau betreibt, hat sie dabei einen passenden Praxispartner gefunden. Bisher sind die Potenziale für mehr Nachhaltigkeit in der IT-Infrastruktur des Betriebs noch nicht voll ausgeschöpft. Daraus entstand die gemeinsame Projektidee zur Analyse unterschiedlicher IT-Tools, die für die genossenschaftlichen Betriebsabläufe eingesetzt werden und die nun anhand verschiedener Nachhaltigkeitskriterien bewertet werden. Ziel ist neben der Identifizierung geeigneter Alternativen für digitale Werkzeuge in vergleichbaren Organisationen auch, für Fragen der digitalen Nachhaltigkeit im Betrieb und seinem Netzwerk zu sensibilisieren.
Nicole Wolf konnte somit ihr theoretisches Wissen aus dem Studium anwenden. Auf dem von ihr im Rahmen des Moduls angefertigten Projektposter (siehe Abbildung unten) wird das Projekt übersichtlich dargestellt. Außerdem sprachen wir gemeinsam über ihren persönlichen Lernprozess:
Woher kam Ihnen die Idee?
Mir war wichtig, in meinem direkten Umfeld zu arbeiten, eigene Kompetenzen einbringen zu können und das Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung voranzutreiben. Da ich selbst Genossin im Kartoffelkombinat bin und dort auch ehrenamtlich (u.a. als Botschafterin) tätig, hatte ich bereits Einblick in einige Abläufe und Tools.
Was haben Sie dadurch über Nachhaltigkeit gelernt?
Es gibt unzählige Handlungsfelder für mehr Nachhaltigkeit. Sobald man einen guten Ansatzpunkt für seine Organisation gefunden hat und engagierte Mitstreiter*innen findet, lässt sich eine erstaunlich große Wirkung erzielen. Es braucht allerdings alles seine Zeit und da hilft Geduld und Durchhaltevermögen.
Besonders wichtig waren und sind mir immer die unterschiedlichen Perspektiven der diversen Akteur*innen und der Austausch mit anderen Projekten. Auf viele Aspekte wäre ich auch nach langem Nachdenken alleine niemals gekommen.
Was hat Sie im Verlauf des Projektes überrascht?
Ich hatte zwar angenommen, dass die Recherche zu Nachhaltigkeitskriterien für digitale Werkzeuge aufwändig sein wird, es war jedoch so wenig Konkretes zu finden, dass wir uns entschlossen haben, anhand der noch jungen Literatur zum Thema eigene Kriterien zu entwickeln.
Worauf sind Sie stolz an dieser Arbeit?
Trotz Anlaufschwierigkeiten ist uns ein gutes Ergebnis gelungen und auf unserer Basisarbeit können nun weitere Projekte aufbauen. Unter anderem wurde ich Mitgründerin einer Projektgruppe mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, in der sich u.a. auch Mitarbeiter*innen des Weizenbaum Instituts engagieren. Unser Ziel ist das Sammeln und Systematisieren von Nachhaltigkeitskriterien und -indikatoren für digitale Anwendungen (insbesondere digitale Plattformen). So können u.a. Erkenntnisse und Empfehlungen des WBGU-Gutachtens „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ in die praktische Anwendung gebracht und Nutzer:innen zu mündigen Entscheidungen ermächtigt werden.